„Wieso gibst du keine praktischen Tipps zu Apps und Hilfsmitteln?“ Zugegeben, so oft werde ich dies nicht gefragt. Jedenfalls nicht so direkt. Aber doch steht diese Frage reglmäßig im virtuellen Raum.
Meine Antwort ist ganz einfach:
- Ich will, dass du dich gesehen fühlst. Mit allen Fragezeichen, Emotionen und Ängsten. Tipps zu Apps und Hilfsmitteln erleichtern das Leben und sind ungeheuer wichtig. Gesehen fühlst du dich dadurch nicht.
- Es geht um die ganz großen Fragen und Emotionen hinter den Tipps: Wie kann ich annehmen, was mir passiert? Wer bin ich, wenn ich verliere, was mich bisher (gesellschaftlich) ausmachte? Was hilft wirklich, wenn ich Angst habe oder mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird? Wie will ich leben? Wer will ich sein? Was ist Mut eigentlich, wozu ist der gut und wie komme ich dahin? Darum geht es bei der SEHHELDIN.
- Das heißt: Bei der SEHHELDIN geht es um die allgemein menschlichen Themen, die alle betreffen, die etwas verlieren, was ihnen ungeheuer wichtig ist. Die für sich nach einer neuen Identität suchen, wenn die alte aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr passt.
- Genau zu diesen Themen gibt es so nichts oder fast nichts zu finden. Dann mache ich es doch, oder? (#produktivbloggen Teil 1)
- Ich tue, worin ich gut bin!
- Klar, ich schreibe auch über Augenthemen. Weil mein zentraler Verlust ist, dass ich langsam immer weniger sehe und ich da Erfahrungsexpertin bin. Fast immer verknüpfe ich persönliche Erfahrungen mit einem konkreten Augenthema. Ich schreibe darüber, wenn ich so noch nichts darüber finden konnte. Ein Beispiel ist mein sehr beliebter Artikel über den Perimetertest.
- Über hochgradige Kurzsichtigkeit (Hohe Myopie) schreibe ich, weil es zu wenig über dieses Thema zu finden gibt. Ein Nebenthema für die Sehheldin, weil dies meine Augenkrankheit ist und ich mich selbst viel informiere.
- Ich sehe mit Einschränkungen und lebe mein Leben fast noch ohne Apps und Hilfsmittel, weil mir die noch nichts bringen. Ich wäre wirklich nicht die Richtige für Tipps. Da lerne ich noch von anderen.
- Es gibt tolle Blogs und Vlogs von Blinden und stark Sehbehinderten, die ganz viele praktische Tipps geben. (Eine Liste findest du auf dem Blog zu Barrierefreiheit von Domingos de Oliveira.)
Jetzt bin ich gespannt auf deinen Kommentar. Kannst du mit meiner Antwort etwas anfangen?
(Dies ist meine Antwort zu Teil 2 der Blogchallenge von Anna Koschinski #produktivbloggen: „Diese Frage höre ich immer wieder“. Die Aufgabe: Nicht mehr als 10 min schreiben)
Teil 1 findest du hier: Damit du findest, was du suchst – oder wie die SEHHELDIN geboren wurde . (Hier war das Thema: Wie dein Thema zu dir gekommen ist)
Liebe Anne, deine Antwort lädt
mich zum Nach-denken ein. Darauf zu schauen, was unter der Oberfläche verborgen ist. So wichtige und existenzielle Fragen: Wie will ich leben? Wer will ich sein? Wie kann ich mich mutig den schmerzlichen Veränderungen und meinen Ängsten stellen? Dein Text öffnet eine Tür in mir. Und weht wie eine frische Brise durch meine Gedanken. Danke dir. Liebe Grüße Alexandra
Liebe Alexandra, danke für deinen wunderschönen Kommentar. Wenn du magst, erzähle doch: Welche Tür wohin öffnet mein Text? Liebe Grüße, Anne
Er öffnet die Tür zu der Frage: Wer bin ich jenseits meiner Rollen und Konzepte? Diese Frage führt mich letztlich immer wieder zu einem liebevollen Blick auf mich selbst. Der die Basis für alle heilsame und gute Entwicklung ist.
Hallo Alexandra, ja, absolut! Wer bin ich, wenn ich mich frei mache davon, was ich dachte, sein zu müssen oder wer. Wer bin ich unter all den Lagen von Selbstdefinitionen wie „Erfolgreiche Geschäftsfrau, Mutter, Ehefrau, selbständige Abenteurerin.“ Was macht mich wirklich aus? Erst oft erschreckend und dann auch so befreiend!