Vom Tal der Tränen zu einem völlig anderen Ende

Als ich zurückschaue auf das Jahr 2023 merke ich: Es war herausfordernd einerseits und doch auf einer anderen Ebene unglaublich friedvoll und reich, dieses Jahr der ausgeprägten inneren Reisen. Mit einem Ende, das so anders war als sein Anfang. Gehst du mit mir auf Reisen? Ist es auch ein bisschen deine Reise oder eine völlig andere Kultur? Ich bin gespannt.

  1. Ich beginne mein Jahr in einer Flut von Tränen, heilsamen Tränen. Ich glaube, ich habe noch nie so viel geweint. So unendlich Vieles habe ich gewuppt, so Vieles ist undeutlich, so Vieles ist anders als gehofft. Es ist beileibe nicht einfach und es ist gut.
  2. Anfang Januar: Prof. Dr. Andreas Moerke, Hochschule Worms, hat mich eingeladen zu einem Vortrag in seinem Seminar „Intercultural Challenges“. Es geht über das Leben als sogenannte Bridge Person im Ausland – meine alte Expertise und meine Lebenswirklichkeit als Deutsche in den Niederlanden. Aber auch um die Reise in die neue Kultur als eine, die aufgrund ihrer Augenerkrankung eine neue Heimat in ihrem Leben findet. Welche Kompetenzen helfen? Es macht mir großen Spaß: Die Zusammenarbeit, das Thema, der Kontakt mit den Studierenden.
  3. Ich merke: Es macht Freude und ist wichtig, auch mit Menschen verbunden zu sein, die mich noch von früher kennen. Wir haben uns als Kollegen kennengelernt. In Tokyo, Hamburg und Berlin getroffen und sind immer in Kontakt geblieben durch Veränderungen hindurch. (Das gilt auch für andere alte Freundschaften).

  4. Aus finanziellen Gründen (yep, Krankheit macht oft arm) vermiete ich zwei Zimmer bei mir. Ich hatte mir das so richtig schön ausgemalt, wie ich hier gemeinsam wohnen möchte. Die Realität sieht anders aus. Realitätscheck und langsame Anpassung. Loslassen der eigenen Erwartungen bringt Freiheit, auch hier.

  5. Ich habe Lust, die SEHHELDIN als Business weiter auszubauen und mache Pläne. Strukturiere meinen Tag. Bin voller Tatendrang und freue mich auf das, was kommt. Das tun, was ich so gut kann und damit noch Geld zu verdienen; die Idee macht mich froh.
  6. Eine wunderbare Kundin findet zu mir. Unsere Zusammenarbeit erfüllt mich mit Glück, weil mit jeder Coachingsitzung so viel entsteht und wächst. Meine Lust darauf, die SEHHELDIN weiter auszubauen ist gestärkt.

  7. Schon lange fühle ich: Was wir jetzt nötiger denn je brauchen ist eine andere Form des Dialogs, des Zuhörens. Wir alle. Ich beginne im Februar den ersten Kurs Awareness Centred Deep Listening mit Rosamund Oliver. Beste Entscheidung! Wissenschaftlich fundiert und mit einer tiefen Basis von Menschlichkeit unterfüttert.
  8. Ich buche dann auch noch Teil 2 und Teil 3. Donnerstag Abend, online, mit einer internationalen Gruppe. Ich freue mich auf jeden Termin. Was ich hier übe und lerne verändert mich und damit mein Leben.
  9. Online macht so Vieles möglich und kann so intim und verbunden sich anfühlen. Ich bin unendlich froh um diese Erweiterung meiner Welt, die sich durch die Folgen meiner Seheinschränkung sonst auch mal zu klein für mich anfühlt. (Nicht mehr international unterwegs zu sein, ist einer meiner grössten Verluste, weil es meine grösste Leidenschaft war).
  10. Echtes Zuhören geht nur, wenn wir verankert sind und verbunden mit uns und unserem Körper. Meditation ist ein Teil davon. Ich meditiere wieder regelmäßiger und schliesse auch Frieden damit, dass Selbstdisziplin nicht mein stärkster Punkt ist. Meditation und ich haben eine On-Off-Beziehung, mit immer längeren On-Phasen.
  11. Ich höre irgendwo: „Im Verlust zeigt sich der wahre Mensch“. Dieser Satz setzt sich in meinem Herz fest und inspiriert mich für meine eigene innere Reise und meine Handlungen nach Außen.

  12. Zwei Tage mit einer Freundin am Meer. Genauso wichtig wie das Meer ist die Zeit für schöne Gespräche und Zusammensein für mich. Und die Entspannung, die dadurch entsteht, dass wir beide verstehen, was es bedeutet, mit Kräften haushalten zu müssen.
  13. Nijmegen (Nimwegen) fühlt sich immer mehr wie Heimat an. Wenn ich die Brücke über die Waal irgendwo sehe, freut sich mein Herz. Oh ja, ich vermisse regelmäßig einen großstädtischen Vibe und doch: Das Kleine, Gemütliche tut auch der Seele gut. Und den Augen.
  14. Als wieder eine fragt: „Gehst du jetzt nicht zurück nach Deutschland?“ merke ich: Ich bin hier seit Ende 2016, ich spreche die Sprache, ich verstehe die Niederlande in mancher Hinsicht besser als Deutschland mittlerweile. Ich liebe es, jeden Tag in drei Sprachen unterwegs zu sein. Wo ist Heimat? Wie bei allen, die nicht da leben, wo sie herkommen, liegt Heimat in den Heimaten. Und ganz viel in mir selbst. Und der Fähigkeit, sich zwischen und mit all den Welten einzurichten. Nicht die leichteste Form zu leben, klar. Bereichernd? Für mich auf jeden Fall. Glücklich, das so gut zu spüren. Ein „Zurück“ wäre auch ein Neuanfang in einer neuen alten Heimat.

  15. Endlich zieht mein neues Schlafsofa bei mir ein. Wie lange hatte ich danach gesucht. Jetzt können Gäste kommen und gut schlafen. Und meinen ästhetischen Ansprüchen genügt es auch ;).
  16. Mein eigenes kleines Wohn- und Gästezimmer wird immer mehr meins. Meine neuer Wohnort wird immer mehr zu meinem Zuhause.

  17. Der Gedanke, online eine SEHHELDIN-Gruppe ins Leben zu rufen, beflügelt mich. Ich bin überzeugt: Wir brauchen alle mehr „gemeinsam“, mehr Verbindung und mehr Dialog. Ich starte mit einem drei-teiligen Piloten“GEMEINSAM“. Fünf wunderbare Menschen nehmen teil. Selbstverantwortung, Verletzlichkeit und Gesehen Werden sind die Themen. Danach bin ich jeweils so inspiriert und froh. Die Teilnehmenden auch.

  18. Einer meiner Mieter seit April ist ein ukrainischer Mann, der mich immer wieder inspiriert und beeindruckt damit, wie er sein Leben neu gestaltet. Es gelingt ihm so gut, dass er in absehbarer Zeit ausziehen wird. Eine tolle Erfolgsgeschichte, die mich mit froh macht. (Auch wenn ich ihn vermissen werde als Mieter)
  19. Wir nennen unser Zusammenwohnen im Spaß „Intensive Personal Development Camp“: Erwartungen loslassen, gut kommunizieren, Grenzen angeben, den anderen sehen, Raum geben, das üben wir gemeinsam.
  20. Auch Mitbewohnerin Nr 2 hilft mir immer weiter zu üben, mich dem Leben anzuvertrauen und Raum zu geben, mir und anderen. Ziemlich gut zu merken: Je mehr ich meine Wünsche loslasse, wie ich hier gerne zusammen leben will, je netter wird es.
  21. Eine alte Bekannte aus Japan kommt mich besuchen. Sie ist ziemlich erschrocken wie viel sich verändert hat, seitdem wir uns 2019 das letzte Mal gesehen haben. Ich entstaube mein Japanisch und freue mich, dass sie von so weit gekommen ist.

  22. Termin bei Prof. Dr. Klaver in der Augenklinik der Radboud Uniklinik hier in Nijmegen. Wie so oft: Ich habe deutlich mehr Probleme mit Sehen, messbar ist nichts. Das ist immer wieder frustrierend. „Ist doch gut“, sagen nur die, die das nicht kennen. Auch nicht das Gefühl im Krankenhaus, wenn du „nichts hast“.

  23. Für die SEHHELDIN entsteht jetzt ohne inneren Druck, das, was ich nach außen bringen möchte. Regelmäßig schreibe ich meinen SEHHELDIN-Brief, der nur ab und zu auch mal Newsletter ist. Ich liebe ihn, er geht mir leicht von der Hand und eure Reaktionen motivieren mich, dranzubleiben. (Du kannst ihn hier abonnieren, wenn du noch nicht dabei bist)
  24. Mehrere Menschen spendieren mir einen virtuellen Kaffee mit Kuchen über die virtuelle Plattform ko-fi.com. Danke dafür! Wirklich. Dieses Danke und die Wertschätzung hilft auf so vielen Ebenen. Wirklich!

  25. Anfang des Jahres überwinde ich mich und gehe ins wunderbar altmodische Schwimmbad in der Nähe. Endlich habe ich das in Laufabstand, keine Entschuldigung mehr. Klar, ich bin Anne und habe auch mal Lücken, aber doch: Meine Regelmäßigkeit ist da. Schon weil der nette Bademeister irgendwann sagte: „Ich habe dich schon vermisst.“ ;).
  26. Der Anfang hat mich gefordert: Seit meinem Fall im Mai 2020, bei dem ich mir völlig den Ellbogen zerschmettert habe, habe ich ja einen ziemlich krummen Arm, in dem auch nicht mehr alles so verläuft, wie normal. Ergebnis: Ich fühle mich, als ob ich mit einem kurzen und einem langen Ruder rudere. Schwimm echt in Kurven am Anfang. Der Arm krakt bei jeder Bewegung und nach 15 min habe ich stechende Schmerzen. Stand heute: Das alte Schwimm-Flow-Erlebnis kommt nicht mehr zurück. Aber: Nichts mehr krakt und die Schmerzen sind auch fast weg. Und geradeaus schwimme ich auch wieder. Yippieh.

  27. Im Sommer plane ich begeistert die Fortsetzung meines Piloten. Nach allen Regeln der Kunst, ich bin voll in meinemprofessionellem Element und freue mich darauf. Bis ich eines Tages merke, dass ich gegen mein Bauchgefühl handele. Indikator: Ich prokrastiniere wie eine Weltmeisterin, wenn es darum geht, mit meinen Plänen nach außen zu gehen.
  28. 2023 veröffentliche ich tatsächlich nur vier Blogposts. Die haben es aber alle in sich und ich bin stolz auf sie. Wie du entschieden schwere Entscheidungen triffst – und warum nur du sie treffen kannst war der Start.
  29. Bestimmt kein Zufall, dass der letzte Blogpost in 2023 heißt: Es ist entschieden! Dahinter steckt eine schwere, richtige und erleichternde Entscheidung. (Und die Erklärung dafür, warum ich nicht an den Start gehe mit meinem Programm)
  30. Mein erfolgreichster Blogpost: Endlich ein Ansatz für Trauer bei Krankheit und Einschränkungen: Living Loss (Manu Keirse). Elf Kommentare in kurzer Zeit, von ganz unterschiedlichen Menschen. Das ist toll, weil ich diese Erkenntnisse auch im deutschsprachigen Raum zugänglich machen will. Natürlich habe ich auf jeden Kommentar geantwortet, wie immer.
  31. Er führt zu einem Online-Vortrag für Beratende von Blickpunkt Auge. Sehr spannend: Die Reaktionen reichen von: Danke, sehr erleichternd oder Ja, genau bis „Anne sollte erst mal selbst in eine Therapie und alles verarbeiten.“ Wie mit allen Themen: Es kann nur wirklich begriffen werden, wozu das Herz und der Geist bereit sind.
  32. Übrigens: Auch hier hatte ich weitergesucht, gedacht, geforscht, verbunden, weil ich fühlte, dass mir die Mainstreamtheorien nicht reichten, dass sie nicht passten für mich. Das ist auch Teil von mir: Nicht locker lassen, weitersuchen, eigensinnig. Es muss theoretisch und im Bauch Sinn machen.

  33. Ich höre und lese Viktor E. Frankl. So viele Zitate berühren mich im Inneren und passen für mich einfach. Eines: „Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, eine Situation zu ändern,…, dann sind wir dazu aufgerufen, uns selbst zu verändern.“
  34. Mir wird deutlich: Ich möchte mir ein Coaching schenken zum Thema „Sinn“. Mal dies und mal das tun, da fehlt mir die innerliche Basis. Ich spreche meinen LinkedIn-Kontakt Lilian Loton an für einen gemeinsamen Prozess. Genau richtig.

  35. Mein Entschluss, mich nicht mehr als Unternehmerin zu begreifen, schenkt mir den Raum, den ich nötig habe, a) um hier vor Ort aktiver werden zu können. Denn meine Energie lässt nur das eine oder das andere zu. Auf der Suche nach einem Ehrenamt, dass passt, finde ich für mich die Gruppe hier in Nijmegen, die die Idee „Stad van Compassie“ – inspiriert durch die weltweite Bewegung auf Basis von Karen Armstrong (Cities of Compassion) – mit Leben füllen will. Die Gruppe organisiert sich gerade neu und freut sich, dass ich dazu stoße.
    Und b) Über all das zu schreiben, was ich in die Welt bringen möchte und kann, ohne unternehmerische Strategieüberlegungen.
  36. Learning: Nach verschiedenen anderen gescheiterten Ehrenämtern überlege ich mir im Vorfeld sehr genau: Was sind meine Ziele? Mein Warum? Und auch: Ich checke, ob meine Talente geschätzt werden und meine physischen Grenzen gelassen akzeptiert. Erst danach sage ich Ja.

  37. Die Themen Compassion (ungenügend übersetzt mit Mitgefühl) und Zuhören begleiten mein Jahr: Mit mir selbst, mit Menschen, die anders ticken als ich, damit, was weltweit passiert. Ich übe auszuhalten, dass Menschen anders auf das Leben schauen und das es oft keine Antworten gibt, einfache schon mal gar nicht.
  38. Was gerade gesellschaftlich und politisch in den Niederlanden, in Deutschland und überhaupt in Europa passiert er-schüttert mich auf einer ganz tiefen Ebene. Ich fühle mich ohnmächtig. Diese Ohnmacht haben mich zu Compassion und auch dem besonderen Zuhören geführt, denn ich bin sicher: Die Welt braucht im Moment als Basis nichts Dringender.

  39. „Woher kennst du das Cafe schon wieder?“ fragt mich ein Bekannter, der sein ganzes Leben in Nimwegen wohnt. Ich kenne alle netten Cafes, immer schon. Diese zu googeln und dann zu entdecken ist eine Art Sport. Und jetzt, da Ausflüge und Reisen nicht mehr das sind, was sie mal waren, sind das meine Alltagsabenteuer und Entdeckungsreisen. Unentdeckt ist bisher noch das Katzencafe: Katzenallergie und sowieso keine Katzenaffinität. Gerade deshalb, wäre es doch mal was, oder? Ich kann ja vorher ein Antihistamin einschmeißen…;).

  40. Ein 20jähriger Student, der fast hier eingezogen wäre, kommt jetzt regelmäßig vorbei. Genauso wie einige Monate lang eine Erasmusstudentin, die jetzt nicht mehr hier ist. Weil es ihnen so viel Freude macht, sich mit mir zu unterhalten. Die Freude ist gegenseitig. „Du bist so offen und denkst ganz anders als Viele, die ich kenne.“ Ach, wie schön, das so zurückgespiegelt zu bekommen.
  41. Das höre ich öfter in diesem Jahr: Dass ich „buiten de lijntjes kleur“ (außerhalb der Linien zeichne.). Das heißt, mein eigenes Ding mache, einen ungewöhnlichen Weg gehe, oft anders denke als viele. Stimmt nicht immer, aber oft. Viele Jahre habe ich das als Manko empfunden, weil ich dazugehören wollte. Jetzt denke ich: Stimmt und ist auch ganz schön cool. (Subjektiv gesehen, natürlich 😉
  42. Ich übe das bewusst, denn bei aller Abenteuerlust habe ich mich doch oft zu sehr angestrengt, um doch irgendwie unauffälliges Teil der Gruppe zu sein. Ich bin in vieler Hinsicht nicht Mainstream: Durch meine Seheinschränkung mit allen konkreten Auswirkungen, durch meinen Lebensweg, durch meine Art, auf die Welt zu schauen. Ich denke und fühle oft „quer“. Immer schon. Besser, es sich gut damit einzurichten oder – next level – damit auch zu leuchten, oder?

  43. Entwicklungs- und Transgenerationeles Trauma beschäftigen mich erst rein theoretisch und dann auch für mich selbst. Gründe dafür sind mir zu persönlich für hier. So viel kann ich sagen: Es hätte sich nicht so viel zum Guten verändert, ohne, dass ich mich da auf eine tiefgreifende, umwälzende Heilungsreise begeben hätte.
  44. Eine Traumatherapeutin re-traumatisiert mich. Ich überlege, sie beim Berufsverband anzugeben, bin aber zu beschäftigt damit, mich selbst wieder auf die Beine zu stellen. Bin ziemlich stolz, wie mir das gelungen ist – und froh, dass ich als erfahrener Coach gemerkt habe, dass die Vorgehensweise extrem unprofessionell war. Gerade die Wut hat auch was bewegt. Auch gut.
  45. Hört sich hart an, ist es auch. Und macht mir Entwicklungsjunkie gleichzeitig auch richtig Freude. Transformation, anders auf Dinge reagieren zu können als früher, mehr Frieden und Freude spüren zu können – das ist ziemlich toll. Innere Reisen sind auch Reisen und Abenteuer und Befreiung. Alles wichtige Elemente für mich, die mein Leben bereichern.
  46. Ich freue mich auf zehn Tage in meiner alten Heimat Hamburg. Freund*innen sehen, Zeit haben miteinander, Fest gemeinsam feiern. Lange geplant – und dann streikt die Bahn. Und noch etwas passiert. Kein BlaBlaCar weit und breit. Ich überlege und plane und mache bis einer meiner ältesten Freunde sagt: „Es wird zu viel. So ist das doch für dich nicht mehr schön.“ Danke dafür. Recht hat er. Und als Trost erreicht mich dann irgenwann ein Päckchen mit ganz vielen schönen Dingen und ganz viel Liebe und Wärme. Das hat nicht geklappt und doch habe ich in der Planung ganz viele Verbindungen wieder gelegt. Ein Trost und kein schwacher.
  47. November und Dezember: 2,5 Wochen platt mit Grippe, kurze Freiheit, dann 2,5 Wochen platt mit Covid. Dankbar für Freunde, Mitbewohner und Nachbarin, die mich gut versorgen. Angekommen fühlt sich das an. Es gibt diese Menschen hier in Nimwegen, die da sind für mich. Heimat. Verbundenheit.
  48. Ganz praktisch weiß ich, ich habe mich angesteckt und auch bei wem. Und doch habe ich auch das Gefühl, dass sich mein System die Zeit holt, die es nötig hat, um sich auch auszuruhen, zu verarbeiten und einfach nichts zu tun. Das hätte auch gerne ohne Schmerzen stattfinden dürfen..
  49. Das Jahresende kommt heran. Du erinnerst dich? Tal der Tränen während eines sehr einsamen Weihnachtens und Zeit zwischen den Jahren am Anfang. Am Ende steht: Zeit mit Freund*innen, entspanntes Alleinesein und ein dadurch möglicher spontaner zweitägiger Ausflug nach Rotterdam. (Der aus Lust geplant ist und nicht aus einer Art Verzweiflung heraus)

Als ich mal wieder mit meinem langjährigen Freund in Tel Aviv spreche irgendwann nach Weihnachten sagt er: „Du klingst so frei, noch mehr als früher.“ „Frei von was?“ frage ich überrascht. „Offen und interessiert warst du ja schon immer. Jetzt fühle ich noch etwas ganz Anderes“, sagt er. „So ein Gefühl von gelassener Freiheit. Vielleicht von Scham, limitierenden Erwartungen und davon, dich von anderer Leutes limitierenden Erwartungen eingrenzen zu lassen?“ Ich werde immer noch ein wenig rot, wenn ich daran denke. Zu viel der Ehre, ganz bestimmt. Und doch: Ich erkenne mich auch absolut darin wieder. Das macht mich froh. Was für eine Reise, mein Jahr 2023.

2023, danke, du warst überraschend er-leichternd und bereichernd. 2024, here I come.

Inspirierende Reisebegleitungen

Podcasts, podcasts, podcasts: Sie bringen so viele Generationen, Welten, Ideen zu mir. Love it. Niederländisch, Deutsch, Englisch und regelmäßig auch Japanisch. Seit meines Entschlusses höre ich nichts mehr zum Thema Unternehmerinsein, davor gehörten entsprechende Podcast auch zum täglichen Repertoire.

Was ich höre? Querbeet. Und bei denen, denen ich wirklich folge, jede Folge. Unabhängig von Inhalt oder Gast, weil gerade Gäste, die mich spontan nicht ansprechen, mich auch einladen, meine Komfortone oder kleine Bubble zu verlassen. (Vielleicht schreibe ich da einen kleinen extra Beitrag zu)

Am Anfang des Jahres: Das Buch Alleine von Daniel Schreiber. Seine Art, gegen den Mainstream zu denken, zu schreiben auf Basis von eigenen Erfahrungen, Gefühlen UND wissenschaftlichen Untersuchungen, Tabuthemen aufzugreifen, vor denen andere erschrocken zurückweichen, da kann ich viel mit anfangen. Ich freue mich mit ihm über seinen großen Erfolg und sehe das als Bestätigung, dass wir mit diesen Gefühlen nicht alleine sind, auch wenn es manchmal so scheint.

Passende Soundtracks zum 2023 (über Podcasts zu mir gekommen): Bosse: Loslassen lernen und Wolf Biermann Das kann doch nicht alles gewesen sein

Menschen: Der niederländische Dokumentarfilmer Sinan Can, aus Nijmegen. Alles, was er macht, berührt mich im Herzen, macht mich sehr nachdenklich, inspiriert mich dazu, weiter mein Herz und Geist zu öffnen, mit Liebe auf Menschen zu schauen, auch wenn es vielleicht nicht leicht ist. Ein echter Brückenbauer und Weltenverbinder, dem man anmerkt, wie sehr er oft selbst ringt um Haltung. Dem es auch mal zu viel wird. Der dann neue Wege sucht. Ich bin Fangirl. (Leider hinter Ländergrenze denke ich und auf Niederländisch).

Und natürlich ganz viele Menschen um mich herum, von denen ich lerne.

Meine Inspirationsworte für 2024

Normalerweise lasse ich ein Wort langsam zu mir kommen während meiner Winterschlafphase. Es wollten aber mehrere bei mir sein. Willkommen!

  1. Dem Leben vertrauen: Auf Basis von innerer Haltung und Sinn Entscheidungen treffen. Erwartungen, Urteile und Zukunftsängste loslassen, so gut möglich.
  2. Sparkle (kam in Englisch): Funkeln, Funken, Funken suchen, Funken folgen. Abenteuerlust Raum geben, Mehr Mut aufzufallen im Schönen
  3. Verbindungen: Schaffen, suchen, sehen. Brücken bauen, Hoffnung säen, Räume öffnen.

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