(Über Artikel: Strichfrauchen mit Fragezeichen)
Neulich waren wir im Theater. Es war aufwühlend, spannend, inspirierend und bereichernd. Ein wunderschöner Abend.
Der Tag danach
Wecker um 7:30 Uhr. Die Augen sind bleischwer und schmerzen. Der Vormittag beginnt mit immer noch müden Augen um 10:00 Uhr. Ich habe noch eine to-do-Liste am Schreibtisch, möchte noch Schwimmen gehen und Einkaufen muss ich auch noch. Außerdem bin ich dran mit Kochen.
Schwimmen streiche ich, Einkaufen streiche ich, Kochen übernimmt mein Freund. Vielleicht schaffe ich es heute Abend zum Schreibcafe zu gehen, wenn ich mit meinen Energien haushalte.
Am Abend: Ich fühle mich immer noch nicht 100% fit. Mein Kopf legt ein Veto ein: Lass es, du hast morgen Vormittag um 9 Uhr ein offizielles Telefonat. Ruhe dich aus. Ich bleibe zu Hause.
Ein wunderbarer Abend kostet mich einen Tag.
Schlecht sehen ist Schwerarbeit
„Warum bist du kaputt?“ werde ich oft gefragt. Wenn das Auge permanent versucht zu sehen und scharf zu stellen, wo nichts mehr scharfzustellen oder zu sehen ist, führt dies zu Überanstrengung. Wenn Scheinwerferlicht schmerzt, dann leisten meine Augen Schwerarbeit. Ebenso, wenn sie 2,5 Stunden Handlung auf der Bühne verfolgen. Auch, wenn ich sie zwischendrin schließe oder eine Sonnenbrille aufsetze. Zusätzlich führten sie mich im Dunklen zum Restaurant, durch die Stadt und zum Theater. Durch das Theater hindurch, zum WC, durch Menschenmengen – die kleinen Nebendinge, die alle viel Energie kosten.
Übermüdete, schmerzende Augen sind Fakt und doch bleiben für mich Fragen offen.
Informationslücken
Ich weiß mittlerweile, dass Schlechtsehen viel Kraft und Energie kostet. Aber was heißt das genau? Wie wirkt sich das konkret aus? Darüber konnte ich bisher nicht viel finden, was ich aussagekräftig fand. (Besonders nicht für uns, die nicht stark sehbehindert sind!)
Mich interessiert eine Differenzierung, mich interessieren konkrete Informationen:
- Was sind konkret die Folgen der physischen Überanstrengung? Wenn das deutlich ist, weiss ich, was ich akzeptieren und einplanen muss.
- Welche Rolle spielen eigene Emotionen, Enttäuschung und Trauer über Verlust? Kommt ein Teil meiner Müdigkeit daher? Welcher? Hier geht es dann nicht um Planung, sondern darum, zu verarbeiten.
- Zum Schluss noch die Frage: Kann ich etwas anders tun als jetzt, anders Sehen lernen zum Beispiel?
Für mich ist dies kein Gedankenspiel. Ohne konkrete, möglichst wissenschaftlich fundierte Informationen, finde ich es schwierig Verantwortung zu übernehmen für mein Leben, für mein Leben mit Augenkrankheiten.
Ich bin auch ein analytischer Mensch. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann fühle ich mich hilflos. Diese Hilflosigkeit lähmt mich. Schlimmer noch: Ich werde passiv und erleide oder erdulde – und bin damit das Gegenteil von einer Sehheldin!
Natürlich ist nicht alles analysierbar. Für mich ist der Unterschied: Hat es schon jemand wirklich versucht? Oder werden wir alleine gelassen mit einer vagen Idee von „Dann musst du eben verarbeiten“, oder „das ist eben so.“? Das reicht mir nicht.
Liebe Mit-Held*innen, habt ihr bessere Informationen als ich? Habt ihr Links, kennt ihr Untersuchungen? Liebe Fachleute, könnt ihr mir Tipps geben?
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Hey liebe Anne, bin eigentlich wegen Nierenproblemen zu Facebook gekommen, erst seit einigen Tagen, und hab ein bisserl gesucht nach „hohe Kurzsichtigkeit“. Dabei bin ich auf deinen blog gestoßen.
1. bin ich auch sehr kurzsichtig
2. hab ich auch einen niederländischen Lebensgefährten
3. sind das schon zwei Gemeinsamkeiten :-))
Also, Du hast absolut recht: Schlecht sehen ist Schwerstarbeit. Ich kenne das auch, mit den müden Augen nach lange Lesen, nach einem Arbeitstag, nach zu viel Sonne…
Hier kurz meine Geschichte: ich wurde mit einer Frühgeborenen-Retinopatie geboren, d. h., links nur unvollständige Netzhaut, rechts gleich mit viel Kurzsichtigkeit. Das hat sich gesteigert bis -16 dio, rechts, wobei links immer weg-geschaltet war (super unscharf, verschwommen, wie mit Makuladegeneration de luxe), sonst hätte ich Doppelbilder. Gottseidank nicht! Mit 44 wurde beidseitig der Katarakt operiert und ich bekam, nach 35 Jahre teils quälendem Kontaktlinsentragen und nie echt scharf, Kunstlinsen – mit nur noch -2,5 dio. Rest-Schwäche! Juhuuuu, ein neues Leben hat begonnen. Zwischendrin hatte ich am guten Auge einige Netzhautblutungen, die teils mit Spritzen behandelt wurden. Es war jedenfalls immer aufregend.
Ich bin überzeugt, dass ich nur so bin, wie ich bin, wegen dieser vielen Augen-Sorgen. Ich bin sehr positiv, habe viel an mir und meiner gesunden Einstellung gearbeitet und würde sagen: ich bin rundum glücklich. Trotz einer blöden Nieren-Erbkrankheit, die mich in absehbarer Zeit an die Dialyse bringen wird. Aber was ist schon gerecht im Leben?? Es gibt so viel Schlimmeres.
Und: ich habe in meinem Lebensgefährten (er kommt aus Den Haag) die Liebe meines Lebens gefunden.
Und ich habe zwei tolle, erwachsene, glückliche Söhne.
Vielleicht war das jetzt etwas viel in deinem blog, schließlich ist es ja dein Blog.
Lieve groetjes!
Liebe Dagmar, welkom! Ja, unsere Augen und unser Umgang damit haben ganz sicher einen Einfluss auf unsere Persönlichkeit. Aus meiner Sicht viel mehr und umfassender als bewusst oder untersucht. Tot lezens! Anne