Podcast: Nie mehr relativieren.

Schluss damit! Ich will nicht mehr relativieren, denn damit relativiere ich auch mich: Meine Ängste, meine Leistung, mein gesamtes Leben.

So oft hatte ich mehr Verständnis für andere als für mich: Wenn sie kein Interesse hatten, nicht nachfragten, fanden, ich rede schon zu viel über meine Augen. Ja, ich verstehe das. Ich verstehe alles. Ich verstehe, dass es nicht vorstellbar ist. Ich verstehe, dass das Leben anders lustiger ist. Ich verstehe, dass es leichter ist, nicht zu verstehen. Ich verstehe, dass ich oft zu sehr gejammert und zu wenig getrauert habe. Ich verstehe, dass dies nervt und dass ich es euch nicht immer leicht gemacht habe. Oh ja, das verstehe ich. Sehr gut sogar. Im Verstehen bin ich Meisterin.

So lange habe ich alles verstanden, dass ich mich selbst verlor auf dem Weg.  

Lebe du mal einen Tag mit meinen Augen

Laut will ich rufen: Lebe du mal einen Tag mit meinen Augen und dann sprechen wir weiter. Gehe du mal einen Abend in ein Restaurant mit meinen Augen und dann sprechen wir weiter. Suche du dich mal von der Bushaltestelle nachts nach Hause mit meinen Augen und dann sprechen wir weiter. Lebe du mal einen Tag damit, dass du alles neu ausrichten musst: Deine Ideen über dich selbst, über ein gelungenes Leben, über Träume und Möglichkeiten. Dann sprechen wir weiter. (Klick hier für meine Augengeschichte)

Anne, höre auf, sagt die innere Stimme. Du bist ungerecht. Hör auf mit Erwartungen an andere, habe Verständnis, sei leise, trockne deine Tränen und lächele. „Weißt du, das du immer lachst, wenn du traurig bist und nicht willst, dass es jemand merkt?“ fragt mich eine Frau. Ja, das weiß ich, das fühlt mein Magen, das fühlt mein Atem, das fühlt mein ganzer Körper, das fühlt meine Seele.

Für meine Zukunft

Ich will und kann dich, euch, mich nicht mehr in Schutz nehmen vor meinen Ängsten, vor meiner Trauer, vor meinen Gefühlen. Denn damit versage ich mir eine Zukunft, eine Zukunft in Freude und Hoffnung.

Und ja, ich habe lange überlegt, ob ich dies hier so „rauh“ und ehrlich schreibe in aller Öffentlichkeit. Schließlich bin ich Meisterin im Nicht-Sehen-Lassen. Es kostet Mut.

Anne, du bist eine Sehheldin, erinnere ich mich. Anne, du willst deinen Mit-Heldinnen und dir eine Stimme geben, erinnere ich mich. Anne, du willst, was unauffällig und unsichtbar in abgeschlossenen Räumen gelebt wird, nach außen bringen.
Nicht, um Mauern zu bauen, nicht, um um Mitleid zu fragen, sondern um das zu tun, was meine Leidenschaft ist: Brücken bauen über die wir dann gemeinsam gehen können. Denn nur, was ausgesprochen ist, kann auch wirklich geteilt und besprochen werden.

Mit etwas zitterndem Herzen poste ich und freue mich über liebevolle, interessierte und unterstützende Kommentare.


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