Seit 4 Wochen tue ichs. Ich schreibe Morning Pages (Morgenseiten) nach der Idee der amerikanischen Künstlerin Julia Cameron.
In meinem Facebookbubble scheint das fast jede*r zu tun. Morgenrituale sind ja schon länger im Trend. Fast eine neue Pflicht. „Wenn du entspannt und cool und super produktiv sein willst, dann stehst du sehr früh auf, trinkst lauwarmes Wasser, dann schreibst du Morgenseiten, dann meditierst du und dann gehst du eine Runde laufen.“
Was habe ich mich lange gewehrt gegen dieses gefühlte neue „Muss“, das mir so unentspannt schien wie sonst was. Nichts gegen meditieren und schreiben und warmes Wasser, aber als Muss? Nee, danke. Alle Freiheitsgene sträubten sich. So ein bisschen wie bei der Bucketlist oder eigentlich allen Moden.
Bis ich es einfach mal probierte. Nicht direkt nach dem Aufstehen bisher, das ist irgendwie nicht meine Zeit, aber direkt nach dem Frühstück.
Was ist das überhaupt, Morgenseiten?
- Du schreibst 3 Seiten handschriftlich mit allem, was dir in den Kopf kommt.
- Du setzt nicht ab, du schaust nicht nach Rechtschreibung. Du schreibst nur für dich.
- Wirklich ALLES, was dir so durch den Kopf schwimmt und weht: „Was ich bin ich mies gelaunt. Und die Wäsche fliegt hier auch noch rum. Puh, was für ein blödes Wetter draußen. Was will ich heute eigentlich machen? Das und das steht an. Ach ja, meine Mutter möchte ich auch noch anrufen. Ach, heute steht ein Onlinetreffen mit meiner Blogcoachinggruppe mit Anna Koschinski an, da freue ich mich drauf. Hoffentlich wird das nicht zu viel für meine Augen. Ach was, ich finde schon eine Lösung. Jetzt regnets schon wieder, wie blöd….“
Hier findest du die Erklärung von Julia Cameron (auf Englisch).
Ich kombiniere die Morgenseiten je nach Eingebung noch mit einer anderen Methode. Wenn mir eine Frage durch den Kopf geistert, schreibe ich sie auf und beantworte sie dann genauso „im flow.“: „Welches Thema steht an für einen neuen Blogbeitrag oder für meine Sehheldin-Facebookseite?“ oder auch „Wie will ich heute umgehen mit meiner Augenenergie?“ und schreibe dann alles auf, was mir so in den Kopf kommt.
Nach 3 Seiten ist Schluss. Ich schreibe gebe mir dann noch ein Tagesmotto. „Los gehts“. oder „Einfach machen“ oder „Your pace“. Was mir gerade in den Sinn kommt. Auch das ist nicht die reine Lehre, was ja nichts macht. Hauptsache, es wirkt, oder?
Und weisst du was? Ich finde es grandios. Noch nie habe ich mich so aufgeräumt und gut gelaunt gefühlt. Ich wache nämlich, genau so wie Julia Cameron, eher mässig gelaunt auf oder irgendwie gedämpft. Auf jeden Fall gehöre ich nicht zu denen, die voller Tatendrang aus dem Bett springen. Oder ich bin konfus und zu viel schwirrt mir durch den Kopf.
Wenn einmal all der „Müll“ aufs Papier geleert ist, fühlt sich mein Geist wach an. Das Miesepetrige, Fragende, Zu-Viel-Denkende ist weggeräumt. Oft entstehen genau auch tolle Ideen, die sich aus dem Verborgenen durch all die Windungen ihren Weg aufs Papier suchen. Ich starte mit Klarheit in den Tag.
Seit 4 Wochen mache ich dies nun. Bisher habe ich meine Morgenseiten nur 1 x ausgelassen. Rekord für mich, ich bin nämlich nicht gut darin, etwas regelmäßig zu tun. Davon fühle ich mich sofort eingeengt. Aber meine Morgenseiten befreien mich. Ich bin gespannt, wie es mit unserer Beziehung weitergeht. Im Moment bin ich jedenfalls im Morningseiten-Honeymoon.
Auf in den Tag! My way.
Schreibst du Morgenseiten? Oder hast irgendein anderes Ritual? Was sind deine Erfahrungen? Ich bin gespannt.
Trackbacks/Pingbacks