Schlafen, schlafen, schlafen. Dafür nehme ich mir regelmäßig Zeit.
Es ist Freitag Abend. 20:30 Uhr. Jetzt startet sie, die Blognacht von Anna Koschinski. Fest eingeplant steht sie in meinem Kalender: Schreiben in der Gruppe. Ich freue mich drauf.
Um 20:30 Uhr ist aber auch klar: Es geht nicht. Mein Auge mit der myopischen Makuladegeneration klopft und schmerzt. Ich bin todmüde, kann kaum reden. Augenübermüdung kann ich dazu nicht mehr sagen, es ist eine Ganzkörpererschöpfung. Ok, dann nochmal ein Nickerchen. Ich stelle mir den Wecker für 30 Minuten. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Nach 30 Minuten gelingt mir genau noch eines: Ins Bett zu gehen. Tschüss, Blognacht. Tschüss, Gemeinschaft. Tschüss.
Das ist nicht das erste Mal natürlich, dass ich fest etwas im Kalender stehen hatte und mein Körper dann sagte: So geht das nicht. Du hast die Rechnung ohne mich gemacht. Wie lange kenne ich das schon und wie lange bin ich sehr unglücklich damit umgegangen: Weil ich es nicht verstand, weil ich nicht wusste, wie anders, weil ich noch keine Entscheidung getroffen hatte.
Hier kommen erstmal meine 3 best-erprobten nicht hilfreichen Methoden bei Seh-Übermüdung, weil ich vermute, dass sie dir nicht fremd sind. (Das Wort Seh-Übermüdung habe ich erfunden. Denn Augenübermüdung trifft es ja nicht wirklich, diese Ganzkörpererschöpfung bei der keine Augenentspannung mehr hilft.)
3 nicht-hilfreiche Methoden bei Seherschöpfung
- Mache dir Vorwürfe.
„Sei doch nicht so faul.“ „Das ist jetzt wieder eine Entschuldigung, um auf dem Sofa hängen zu können.“. „Pure Prokrastination.“
Mit dieser Methode kenne ich mich richtig gut aus. Dabei ist sie doch so offensichtlich blödsinnig.
Und doch sitzen sie oft in uns, diese Ansprüche an uns selbst. Wir sind unbewusst oder bewusst auf Leistung getrimmt, umgeben von Tipps, wie wir endlich lernen, nicht mehr alles aufzuschieben. Wir leben in einer Welt, in der „einfach-mal-nichts-Tun“ fast revolutionär erscheint (also wirklich nichts: Nicht meditieren oder eine Runde Yoga einschieben oder nebenher mal Social Media zu bedienen). Ich zumindest lebe in so einer Welt.
Heute auf LinkedIn las ich zum Beispiel einen Post mit der Frage: „Wenn ihr euch hart überarbeitet habt: Wie kompensiert ihr?“ Ich war schon gestresst beim Lesen der Antworten: Alles Leistung, Ausgleichsleistung. Ich schrieb: „Schlafen, schlafen, schlafen.“ Das kam mir fast revolutionär vor. - Zähne zusammenbeißen und durch
Es gibt noch so Vieles zu tun. Dann koche ich mir eben einen starken Kaffee und dann geht es schon noch eine Weile. Zähne zusammen und durch. Geht schon.
Auch so offensichtlich blödsinnig. Denn das Einzige, was dabei rumkommt ist ein qualitativ schlechtes Ergebnis aufgrund eingeschränkter Denkleistung. Und noch mehr Erschöpfung.
Auch das lesen wir oft. „Ach, dann habe ich mir selbst einen Tritt in den Hintern gegeben. Mich aufgerappelt. Und was war ich danach froh.“
Was ich lange dann nicht mitgedacht habe ist, dass dies eine gute Methode ist, um den inneren Schweinehund zu überlisten, aber nicht, um klug mit Überanstrengung umzugehen. Methode Nr. 2 verknüpft sich da gnadenlos mit Methode Nr.1. - Dir etwas vormachen
„Fest eingeplant“ hieß: Es steht in der Agenda. Was lüge ich mir damit in die Tasche! Hätte ich ganz objektiv auf meine Agenda geschaut am Anfang der Woche, dann hätte ich gewusst, dass Anne und eine Blognacht am Freitagabend kein Dreamteam sind, maximal 10% Chancen hätte ich uns eingeräumt. Fakt ist: Ich wollte so gerne teilnehmen und deshalb stand sie in meinem Kalender. Das ist so ungefähr das Gegenteil von eingeplant. Nichts war im echten Sinne eingeplant.
Wenn du auch schlecht siehst, weißt du: Einen Abend einplanen bedeutet: Den Tag vorher und den Tag nachher mit planen, um den Abend möglich zu machen.
Fakt: Schlechte Augen kosten unglaublich viel Energie
Das ist ein Fakt. Schlecht Sehen macht müde. Sehr müde. Augen und Gehirn stehen in direkter Verbindung, weil wir nur durch eine grandiose Übersetzungsleistung unseres Gehirns interpretieren können, was unsere Augen an Bildern durchschicken. Wenn deine Augen übermüdet sind, will dein Gehirn auch nicht mehr. Wenn dein Gehirn überlastet ist, funkt es auch nicht mehr wirklich gut Richtung Augen.
Schlechtes Sehen macht müde. Sehr, sehr müde. Manchmal auch richtigehend erschöpft. Schlechtes Sehen kostet unglaublich viel körperliche Energie – in jeder Sekunde, in der du die Augen offen hast. Nie ist für sie wirklich Pause. Da ist nur logisch, dass es Momente gibt, in denen nur noch Eines geht: Schlafen.
Warum ich das hier erzähle? Mir hat es unheimlich geholfen zu verstehen, dass dies so ist. Zu verstehen, warum ich so müde bin, warum ich dann auch nicht mehr denken kann und vor Allem: Dass dies normal ist.
Warum es mir immer wieder gelingt, falsch zu planen
Warum passiert es immer wieder, dass ich mal eben verdränge, was ich grundsätzlich weiß?
- Weil ich es so gerne möchte: Dabei sein möchte. Teil von etwas sein. Gemeinsam tun.
- Weil ich es so gerne möchte: Mit Speed mein Unternehmen aufbauen und Ideen umsetzen.
- Weil ich es so gerne möchte: Meine Abende mit schönen Dingen füllen.
Dabei sein wollen. Vorankommen. Teil von etwas Sein. Schönes erleben. Das sind Grundbedürfnisse von uns allen. Innige Wünsche triggern falsche Planung. Es soll gelingen. Da ist der Wunsch Vater des Gedankens.
Und weißt du was? Ich finde, das ist völlig ok. Das ist das Leben. Vielleicht ist sogar genau das Leben.
Jetzt ist also 21:00 Uhr und Bettzeit statt Blogzeit. Besser spät als nie: Ab jetzt handele und fühle ich als Sehheldin. Wie das geht? Lies weiter ;).
Es ist deine Entscheidung – immer wieder
Stell dir vor: Du schenkst dir Schlaf. Gönnst ihn dir. Du nimmst dir Schlaf mit Genuß. Deine Priorität. Keine Spur von FOMO (fear of missing out) oder schlechtem Gewissen.
Du schläfst, entspannt, so viel und so lange nötig ist, weil du dies für dich willst.
Dein Leben lässt genug Schlaf noch nicht zu? Dann passt dein Leben noch nicht zu deinen Augen.
Anne Niesen | SEHHELDIN
Meine 5 besten Tipps für Sehheld*innen
- Ich erinnere mich daran, dass ich als Sehheldin leben möchte. Dazu gehört auch der Mut, etwas anders zu tun. Anders als andere. Anders, als ich es bisher getan habe. Der Mut, wirklich zu sehen, was gut für mich ist.
- Ich erlaube mir, wenn mir das hilft, kurz traurig zu sein darüber, dass nicht möglich ist, was mir doch so viel Freude machen würde.
- Dann fasse ich einen Entschluss: Den Entschluss, mir jetzt genau diesen Schlaf zu schenken. Raus aus der Opferhaltung, rein in meine eigene Verantwortung für mein Leben.
- Ich danke meinen Augen und meinem Gehirn, dass sie mich mit so viel Einsatz bis zu diesem Punkt getragen haben. Obwohl ich sie regelmäßig schändlich ignoriert habe. (Sorry, ihr Lieben)
- Ich überlege mir: Wie kann ich doch noch etwas von dem bekommen, was mir so wichtig ist? Dadurch werde ich Handelnde für mein eigenes Glück.
Ich frage am nächsten Tag Anna Koschinski, welchen Schreibimpuls sie gegeben hat. Den Impuls: „Wofür nehme ich mir regelmäßig Zeit?“ verarbeite ich in diesem Artikel kreativ. Ich veröffentliche mit dem Hashtag #Blognacht. So kann ich mich doch verbunden fühlen und arbeite gleichzeitig in meiner Geschwindigkeit immer weiter am Aufbau der SEHHELDIN. My way.
#Blognacht
Kennst du sie, diese Seh-Übermüdung? Wie gehst du damit um?
Dir gefällt, was du liest? Du willst noch mehr gute Tipps, was du selbst für dich tun kannst? Dann hole dir jetzt sofort meine 10 Tipps: Finde innere Freiheit für dein Leben mit schlechten Augen.
Hallo Anne,
ja der Schlaf ist so wichtig und wird doch so oft hintenan gestellt. So wie ich wieder einmal viel zu spät noch am Computer sitze. Ich habe deinen Artikel sicher nicht ohne Grund gefunden – ein guter Impuls an mich, jetzt endlich zu Bett zu gehen. Vielen Dank auch für Deine 5 Tipps. Besonders mag ich den der Dankbarkeit. 🙂
Liebe Grüße,
Babett
Liebe Babette, wie schön, dass du dir die Zeit nimmst für eine Rückmeldung und dass du mit meinen Impulsen etwas anfangen kannst. Da bin ich auf jeden Fall dankbar für. 😎 Ja, zu lange am Computer, das kenne ich. Passiert so schnell. Wir üben, oder? Liebe Grüsse zurück, Anne
Hallo Ihr Lieben, bin zu müde, um mehr zu schreiben – aufs Tablet schauen ist so anstrengend. Ja, ich achte auf mich und meine Augen und gehe ins Bett(und nein, es ist nicht zu früh)
Gute Nacht, Ihr lieben SehheldInnen 😴
Dagmar
Hallo liebe Dagmar, ja, das ist es. Schlaf schön, wie spät es auch ist. Bleib zuversichtlich, Anne
Hallo Anne,
ich weiß ja, dass du dir die Termine oft vornimmst und dann nicht schaffst. Aber du bist da nicht allein, wenn auch die Gründe unterschiedlich sind. Einige nehmen sich immer wieder vor, bei Meetings dabei zu sein und dann schaffen sie es nicht, weil sie doch noch ein wichtiges To-do erledigen müssen.
Ich glaube, es ist dann vor allem wichtig, dass wir uns deswegen kein schlechtes Gewissen machen. Denn wir haben es ja nicht einfach so verpasst. Wir haben andere wichtige Dinge getan. Und wir müssen uns auch nicht rechtfertigen – denn wir haben nur eine Entscheidung getroffen, Prioritäten gesetzt.
Und dass du dich selbst priorisierst, ist doch eine Stärke – schön, dass du das hier so aufdröselst.
Und vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal – oder bei einem Termin tagsüber 🙂
Liebe Grüße
Anna
Hallo Anna, ja, absolut. Die Blognacht war der Aufhänger für das Thema. Anzunehmen, dass unser Körper jetzt plötzlich die Prioritäten setzt. Anzunehmen, nicht das tun zu können, worauf wir in erster Linie Lust haben, was unser Leben reich macht. Anzunehmen, nicht dem nachzugehen, was wir als wirkliche Prioritäten empfinden. Es geht weniger um schlechtes Gewissen als um die Traurigkeit, es nicht tun zu können. Ich drösele auf, um deutlich zu machen: Diese Schritte können auch dir, liebe Sehheldin, helfen, um es doch annehmen zu können. Nicht mit Bedauern, nicht, weil es muss, sondern weil ich diesen Entschluss gefasst habe. Es ging mir auch darum zu zeigen: Das ist so, mit schlechtem Sehen. Denn oft wird das nicht verstanden. „Wieso? Dann komm einfach und dann machst du halt mal die Augen zu.“ Es ist ein Weg, dann sagen zu können: „Danke, aber nein danke. Das hilft nicht. Ich wähle xy.“ Selbstverständlich. Egal, ob die andere das jetzt nachvollziehen kann oder nicht. Termin tagsüber ist notiert ;). Liebe Grüße, Anne
Ja liebe Anne, diese Seh-Übermüdung kenne ich auch.
Wenn gleich ich es weniger als Seh-Übermüdung wie als allgemeine Müdigkeit empfinde. So brauche und nehme ich mir einfach mehr Schlaf und Ausruhmomente. Der eine Mensch braucht mehr der andere weniger. So what? Dabei halte ich es für wichtig sich nicht mit anderen zu vergleichen. Durch die große und hohe Anzahl von Medienpräsenz sowie Social Media kann dieser Vergleich nur zu leicht stattfinden. Zu sehen wie oft andere online und mit welcher Power sie sind. Für mich ist es daher wichtig mein eigenes Tempo zu haben. Mich unabhängig und frei in meinen zeitlichen Entscheidungen zu fühlen.
Für kleinere Ausruhmomente nehme ich gern längere Blicke aus dem Fenster, kurze Spaziergänge und kleine Meditationen sowie Musik hören in Anspruch.
Hallo liebe Rose Magnolia, ja, es ist eine Ganzkörperermüdung, die durch schlechtes Sehen kommt. Das war mir wichtig, zu beschreiben: Weil ich das am Anfang nicht wusste und weil es dann deutlich wird, dass „Dann höre doch einfach nur.“ vielleicht kein guter Rat mehr ist, wenn auch das Gehirn ausgeschaltet ist. Ja, sich nicht vergleichen, das ist die hohe Kunst. Und so oft doch auch einfacher gesagt, als getan, finde ich. Besonders, wenn wir uns mit unserem früheren „Zustand“ vergleichen. Dieses Annehmen, dass jetzt unser Körper etwas anderes braucht, dass ist ein Weg, ein Prozess. Das wollte ich auch zeigen. Dass es völlig normal und auch ok ist, dass wir das lernen. Dass „so what“ vielleicht nicht der erste natürliche Gedanke ist, sondern wir uns da ganz bewusst hin bewegen. Verstehst du, was ich da etwas mühsam versuche auszudrücken? Bleibe gelassen, Anne