Podcast: Jahresrückblick 2020: Das Superheldin-Jahr

Wow, was für ein Jahr. So viel Schmerzen und Leid und doch fühle ich mich jetzt, zum Ende dieses Jahres stärker und ausgeglichener denn je. So stark, wie noch selten zuvor.

Ich fühle: In diesem Jahr bin ich wirklich zur SEHHELDIN gereift. Ach, was: Dieses Jahr war ich Super-Sehheldin. 💪🏻

Mein Jahrwort für 2020: Mein Jahrwort in Rückschau ist Wachstum oder WACHSTUM in sehr großen Buchstaben.

Mein Zitat der Wahl: Eines Nachts, als selbst die Höchstdosis Morphium mir nicht in den Schlaf hilft, nehme ich mir bewusst vor, mich von dem bekannten und bewegenden Zitat des Psychonanalytikers Viktor. E. Frankl leiten zu lassen:

Wir haben die Wahl. Immer.


Kommst du mit auf eine Reise durch mein Jahr 2020?


(Dank an Judith Peters von Sympatexter für diesen Jahresrückblick-Impuls und die energievolle und inspierende Begleitung für diesen #jahresrückblog.)

Mit meinem Jahresrückblick nehme ich gleichzeitig an Anna Koschinskis Blogparade teil: Warum ich eine Superheld*in bin.

1. Ein Unglück kommt selten allein

Eine Bekannte sagte irgendwann im August, dass irgend etwas wohl will, dass ich mehr im Inneren bin als im Außen. Ob das so ist? Ich weiß es nicht. Ganz sicher weiß ich: In diesem Jahr habe ich mehr Zeit auf meinem Sofa und im Bett verbracht als jemals zuvor. Mehr Schmerzmittel eingenommen als in all den Jahren vorher und mehr Physiotherapeuten und Ärzte gesehen als in Jahrzehnten zusammen gerechnet.

Mitte Januar: Miniskusschaden

Das hieß konkret: 2 Wochen kaum eine Bewegung und 6 Wochen langsames Humpeln auf Krücken. Es hieß auch: Abhängigkeit üben. Hilflosigkeit üben. Um-Hilfe-Bitten-üben. Alleine-zu-Hause-sein-üben. Praktische Lösungen bedenken, wie es stattdessen gehen kann. (Immerhin bin ich seitdem glückliche Besitzerin einer sehr guten verschliessbaren Thermostasse, weil dies die einzige Möglichkeit war, um meinen Kaffee von der Küche zum Sofa zu bekommen 🙂

Manchmal ist was Kleines die Lösung: Meine neue Thermostasse (keine Reklame!)

Tschüss Rom

Lange hatten wir uns darauf gefreut. Rom im Februar. Meine Mutter hatte meine Schwester und mich zu ihrem 80. Geburtstag in ihre Lieblingsstadt eingeladen. Und ich? Genau, du ahnst es schon. Ich saß auf dem Sofa hier in Nimwegen.
Welch eine Enttäuschung. Damals dachte ich ja noch, wir können das schön nachholen und habe mich schnell in mein Schicksal gefügt. „Dann holen wir das im September nach“, schrieb meine Mutter. Rom im September, klingt nicht schlecht oder? (Wo ich im September war? Genau.)

30. Mai 2020: Abendspaziergang mit lebenslangen Folgen

30. Mai. Die Sonne scheint. Ich kann seit sehr Kurzem wieder gut laufen und Fahrradfahren. C. lässt kleine Freiheiten zu. Ich überrede meinen Freund zu einem Abendspaziergang am Kanal. Welch wunderschönes Licht! Und plötzlich liege ich am Boden. Auch heute weiß ich nicht, warum. Ungebremst gefallen.

Das Ergebnis: Vorderzahn abgebrochen und mein Ellbogen ist so zertrümmert, dass drei Operationen nötig sind, um ihn einigermaßen wieder „zusammenzubasteln“ (so mein Chirurg). Die Schmerzen sind heftig, wirklich heftig. Die schönen Sommermonate, in denen C. auch noch etwas Freiheit lässt, sitze ich – ihr ahnt es – hauptsächlich zu Hause. Was jetzt schon klar ist: Mein Arm wird nie mehr derselbe. Was er im nächsten Jahr noch werden kann, das werde ich dann sehen.

(Und weil einigen Freunden schlecht wurde auch bei aus meiner Sicht harmlosen Bildern poste ich hier kein drastisches Bild .😉 Dafür aber die Blumen von meiner Krankenversicherung. Als ich dort anrief, um mich zu bedanken, sagte die nette Dame: „Wir haben ein Budget und machen das bei besonders schweren Fällen, die etwas Aufmunterung gebrauchen können“.)

Blumen von der Versicherung! – „Heavy Metal“ – Physio forever

Ich lerne

  • dass es wirklich stimmt: In uns sitzen Kräfte, die wir nicht für möglich halten. Die wir abrufen können, wenn es nötig ist. Das gibt mir große Hoffnung und Zuversicht.
  • Ich halte durch, wenn ich ein Ziel habe. Ich, die noch nie regelmäßig Sport gemacht habe, mache täglich meine physiotherapeutischen Übungen. Trotz großer Schmerzen. Weil ich weiß, was ich will: Einen Arm, der so gut wie möglich wieder seine Dienste tun kann. Dafür kämpfe ich. Ich möchte mir sagen können: Alles, was ich tun kann, habe ich dazu beigetragen.
  • Ich wollte so schnell wie möglich von Morphinen weg. Meine Lösung: Viele Wochen lang habe ich halbe Nächte durch gemeditiert. Ich benutze seit Jahren die App Insight Timer. Ich habe dort einfach nach pain relief gegoogelt. Nicht immer konnte ich als nicht-visueller Mensch den angebotenen inneren Bildern folgen, aber sie haben meinen Fokus vom Schmerz weggenommen. Natürlich ist er nicht verschwunden, aber meine Aufmerksamkeit lag woanders. Eine wichtige Lebenslektion, finde ich: Auch mal den Fokus wegnehmen, von dem, was schmerzt.
  • In den Niederlanden liegt man bunt gemischt auf Station im Krankenhaus. In meinem 4-Bett-Zimmer war ich jeweils die einzige Frau. Wenn du mir vor dieser Erfahrung gesagt hättest: Du wirst es in einem 4-Bett-Zimmer besser finden als in einem Einzelzimmer. Du wirst es zusammen mit 3 Männern im Zimmer prima finden – ich hätte dich ausgelacht. Und doch war es so. Nach dem ersten Kulturschock habe ich mir gesagt: „Schau einfach mal, wie es wird.“
    Es war gut! Gut, mit diesen Schmerzen nicht alleine zu sein. Wie egal war es, dass es Männer waren. Wir waren irgendwie vereint dort auf der Unfallchirurgie. Gerade, weil wir alle schwach waren und Schmerzen hatten.
  • Mitgefühl mit mir selbst. Nett sein zu mir. Nicht zu viel von mir zu erwarten. Auch mal mit 80% zufrieden zu sein. Mir auf die Schulter klopfen. (Gelingt nicht immer, aber immer besser :))

2. Entspannt bloggen – das Jahresprogramm

Anna Koschinski lerne ich über Lisa von Lizzis Welt kennen. Ich steige in die letzten Tage von Annas Facebook Schreib- Challenge im Februar ein – und melde mich spontan für ihr Jahresprogramm an: Entspannt bloggen 2020. Das Ziel: Gemeinsam dranbleiben, besser bloggen lernen.

Wir starten im März, Corona ist noch nicht wirklich „da“. Ich weiß: Ich will, dass die Sehheldin wächst. Ich will „dranbleiben“, ich will noch besser bloggen lernen. Ich habe kein wirkliches Einkommen zu der Zeit. Mein Bauchgefühl sagt: „Mach das. Trotzdem. Weil du es dir wert bist. Weil die Sehheldin es wert ist.“ Und wie Recht hatte mein Bauchgefühl mal wieder. Als ob es geahnt hätte, was alles noch kommt.

Durch die Sehheldin habe ich gemerkt, wie sehr es mich erfüllt, zu schreiben. Wie sehr ich Menschen berühren kann mit meinen Worten. Aber Bloggen ist auch harte Arbeit. Gerade am Anfang kommt nur wenig zurück. Durchhalten, immer weitermachen ist alleine nicht einfach. Viele geben nach der ersten Begeisterung auf. Ich bin stolz auf mich. Die Sehheldin geht ins 3. Jahr. Ich habe sehr viel dazugelernt: Über Schreiben, über Bloggen, über Social Media, über WordPress.

Was für mich fast noch wichtiger war: Ohne unsere kleine, feine Gruppe, ohne regelmäßige Zoom Lern- und Kaffeetreffen wäre ich durch diese Monate so viel weniger gut durchgekommen. Das ist mir erst jetzt so richtig klar geworden. Einhändig habe ich geschrieben, vollgepumpt mit Morphium, weil ich Lust drauf hatte. Weil ich wusste: Da sind Menschen, die geben mir Rückmeldung, die interessiert, was ich tue. Und natürlich auch, weil ich will, dass die SEHHELDIN immer größer wird und immer mehr Menschen erreicht und berührt. Danke, ihr Lieben von der Bloggruppe!

3. Und die Augen? Meine hochgradige Kurzsichtigkeit in 2020

Drei Mal war ich in der Augenklinik in 2020. Weil ich deutlich anders sehe: Neulich war mein großer Monitor noch genau richtig, nun sehe ich plötzlich wieder anders auf dem rechten Auge. Lesen kostet mehr Kraft, ich muss in merkwürdigen Winkeln schauen und habe das Gefühl, am Rand immer weniger zu sehen. Außerdem schein plötzlich die Beleuchtung viel dunkler.

Hier in den Niederlanden ruft man dann im Krankenhaus an und sie besprechen, ob sie einen kurzfristig sehen wollen. Wollten sie. Bei – 23 Dioptrie-Augen ist die Netzhaut so anfällig und dünn, da möchten sie nichts riskieren.

Menschenleere Wartezone in der Augenklinik
Menschenleere Wartezone in der Radboudklinik Augenheilkunde durch Corona.

Dank C. gibt es kaum Wartezeiten und meine tolle Augenärztin, Prof. Dr. C. Klaver, nimmt sich fast eine Stunde Zeit für mich, um alles im Detail auszulegen. OCT und Perimetertest lassen keine Veränderungen sehen.

Was bin ich froh, dass Prof. Dr. Klaver als Expertin für hochgradige Kurzsichtigkeit zu mir sagt: „Wir können es nicht messen, aber ich glaube ihnen sofort, dass Sie schlechter sehen. Sehr oft wissen Sie das vor den Messgeräten.“ Danke fürs Ernstnehmen! Außerdem habe ich einen wohl enorm großen Teppich an neuen Floaters (Mouche Volantes), der sich manchmal überraschend direkt vor die Linse schiebt und erahnen lässt, wie es ist, auf beiden Augen in der Mitte nichts mehr zu sehen.

Meine Sicht wird schlechter. Arbeiten wird anstrengender. Mittlerweile lese ich meist Weiß auf Schwarz und mit merkwürdig schiefgelegtem Kopf. Langsam, schleichend, nach außen hin völlig undramatisch werden meine Augen schlechter. Hier bekomme ich keine Blumen geschickt von der Versicherung.

Plötzlich blind, das ist eine Geschichte wert. Langsam immer schlechter sehen geschieht meist im Verborgenen. Keine Versicherung schickt Blumensträuße. Manchmal erinnere ich mich selbst daran, dass dieser schleichende Verlust meiner Sicht durchaus eine Anmerkung wert ist und schicke dann eine Portion Liebe und Zuneigung Richtung meiner Augen.

Wenn ich daran denke, die SEHHELDIN groß zu machen, beschleicht mich regelmäßig die Angst: Kann ich das schaffen? Dann erinnere ich mich immer wieder an einen meiner wichtigsten Leitsätze:

Drückt mir die Daumen, dass mir meine Sicht noch eine ganze Weile erhalten bleibt.

3. Eine Trennung, die (k)eine ist

In den 5 Jahren, die ich mit meinem Freund zusammen bin, sind meine Augen drastisch schlechter geworden. So sehr, dass nun permanent deutlich ist, dass Vieles nicht zusammen geht: Spontane Ausflüge ohne Planung. Spannende Wege wandern. Abends vom Camper aus mit dem Fahrrad zum nächsten Ort radeln. Um nur einige Dinge zu nennen. Für ihn, der sehr aktiv und sportlich ist, sind das keine Nebensächlichkeiten, sondern zentrale Glücksbringer. Irgendwann im Juni hat er sich ein Herz gefasst und mir gesagt, dass er sich nicht vorstellen kann, mit mir in Zukunft zusammenzusein. Dass ihn meine fortschreitende Seheinschränkung zu sehr einschränkt. BAM. Mein ganzes Leben steht Kopf mit dieser Ansage.

Ich habe mich entschlossen, auch dieses Thema mit in meinen Rückblick zu nehmen, weil dadurch mein Leben eine sehr unerwartete Wendung genommen hat.
Der echte Grund, um das ganz Private hier so offen zu legen ist aber ein anderer: Ich nehme wahr, dass es ein Tabu zu sein scheint über Trennungen wegen Krankheit zu sprechen. Ich nehme wahr, dass in der Onlinewelt und in Facebookgruppen die Idee vorherrscht, dass „man so was nicht tut.“ Dass der andere dann natürlich mindestens ein Schwein ist und man selbst das arme Opfer.

Trennungen wegen Krankheit und Behinderung: Raus aus der Tabuzone!

So ein Unsinn! Er ist kein Schwein und ich bin kein Opfer. Das Leben hält so viele Schattierungen dazwischen bereit für uns und es gibt so viele Wahrheiten und Perspektiven.

Natürlich war ich erst geschockt und traurig. Aber keine Sekunde habe ich ihm einen Vorwurf gemacht: Es ist ehrlich. Es hat ihn viel Mut gekostet und er hat es sich nicht leicht gemacht mit seiner Entscheidung. Davor habe ich Respekt.

Ich verstehe seine Entscheidung. Auch für mich passt es so. Denn ich kenne ihn. Ich weiß, wieviel die nötigen Kompromisse ihm von seiner Lebensfreude nehmen würden. Ich weiß auch, wie wenig glücklich ich damit wäre. Wir hätten beide nicht das Beste in uns gegenseitig zutage gebracht.

Es passt zu uns und unserer Lebenssituation. Er hat sich getraut, eine Entscheidung zu treffen, die ich auch gefühlt habe. Ich sehe das auch ganz nüchtern: Ich kenne Paare, die sich trennen, weil einer unbedingt aufs Land ziehen will und der andere sich nur ein Leben in der Stadt vorstellen kann. Weil sich die Lebenswege auf irgendeine Weise in eine andere Richtung bewegen. Wenn es um den Wesenskern der Partnerin, des Partners geht, können wir da erwarten, dass er das für sich aufgibt? Ich finde: Nein.

Was hätte ich gewonnen, wenn ich ihm Vorwürfe gemacht hätte? Ihn beschimpft hätte? Nichts. Gar nichts. So viel hätte ich dadurch verlieren können. War und ist es leicht? Nein, wirklich nicht. Corona und mein zerschmetterter Ellbogen machen eine Flucht unmöglich, Spontanbesuche bei Freundinnen oder Familie sind unmöglich. Also hieß die Devise: Bleiben und mich damit auseinandersetzen.

Hier kommt wieder Viktor E. Frankl ins Spiel: Wir haben immer eine Wahl. Immer. Wenn wir die Situation nicht verändern können, können wir sie anders betrachten.

Diese Leitfragen haben mich stark gemacht

Wieder und wieder habe ich mich gefragt:

  • Wie möchte ich handeln?
  • Wer möchte ich sein in dieser Situation?
  • Was ist mir wirklich wichtig?
  • Wie will ich fühlen und denken?

Dies hat Räume eröffnet. Auch für ihn.

So verrückt es klingen mag: Wir wohnen noch zusammen. Würdest du uns besuchen, würdest du keine wesentliche Veränderung bemerken. Es ist kein fake. Er unterstützt mich. Er wird mich nie einfach im Stich lassen. Denn eine Trennung bedeutet nicht automatisch die Abwesenheit von Liebe. Wenn es für ihn oder mich so nicht mehr gut ist, dann finden wir eine Lösung. Da bin ich mir sicher. Weil er eben kein Schwein ist, sondern für sich eine schwere Entscheidung getroffen hat. Weil ich eben kein Opfer bin. Und ganz ehrlich: Wie bei jeder Trennung ist es doch so, dass eine Seheinschränkung oder Sehbehinderung nicht der einzige Grund ist.

Es ist gut so. Nicht ideal, Nicht die Erfüllung eines Hollywoodideals Happy Forever After. Traurig auch, natürlich. Mein Leben ist auf den Kopf gestellt, alle großen Fragen sind wieder offen. (Wo ist zu Hause? ist nur eine davon).


Aber ich bin damit im Frieden. Und: Ich bin stolz auf mich. Dadurch, dass ich für mich gewählt habe, so zu reagieren, wie ich reagiert habe, ist jetzt kein Krieg, sondern noch ganz viel Liebe und Unterstützung.

Je schwerer das Jahr wird, je mehr merke ich: Meine Idee für die SEHHELDIN trägt. Meine Leitwerte tragen. Ich bin eine Superheldin 💕💪🏻

(Sorry, auch hier keine persönlichen Bilder. Das ist mir dann doch zu privat…)

4. So hat C. mein Leben beeinflusst

Jetzt ist Dezember. Dunkel erinnere ich mich an meinen Schockzustand Anfang März in der ersten Coronawelle. Diese Mischung aus ständiger innerer Aufgeregtheit und auch wie gelähmt-sein. Mein Kopf versuchte mir weisszumachen, dass es für mich doch nicht so schlimm sei. Dass es anderen viel schlimmer ergeht.

So ein Quatsch. Schluss mit Kleinreden!

Wie nötig hatte meine Seele die geplante Reise zu meinen Freunden in England nach dem Miniskusschaden, der Absage der Romreise und einem erstem Beziehungsaus.

C. hat mich einfach weiter zuhause sitzen lassen. Dazu kamen, der Wegbruch wichtiger sozialen Netzwerke hier in Nimwegen. Das ständige Abwägen zwischen dem Nötigen und dem Möglichen, die emotional schwierigen sozialen Situationen.

C. war nicht mein Hauptdrama das Jahres 2020, aber ganz sicher der Verstärker. Auch jetzt, in der nächsten Welle in dunklen Winterzeiten. C. macht das Leben träge im Hier, die Verschnellungen geschehen online.

C. lässt mich fühlen, dass ich im Ausland lebe

Ich lebe im Ausland, in den Niederlanden. Das ist zuweilen hart, dann fühle ich mich richtig abgeschnitten. Niemand kann mich besuchen als es mir so gut getan hätte mit meinem kaputten Arm. Ich kann niemanden besuchen. Natürlich wäre die Situation so ganz anders nicht, wenn ich in Deutschland lebte und doch fühlt es sich so anders an.

Zwei kleine regelgerechte „Ausbrüche“ gibt es: Einen Besuch einer Freundin, die in ihrem Wohnwagen übernachten kann und ein Treffen mit meiner Mutter im „Zwischenort“ Köln als Reisen im Sommer unter Einschränkungen mögliche ist. Wie unendlich viel wertvoll in dieser Zeit.

Gemeinsam Kraniche falten im Garten. 🙂

„Nichts mehr aufschieben“ – Pustekuchen

Erinnert ihr euch noch an meine Bucketlist, nachdem ich erfahren hatte, dass ich mit über 90%iger Wahrscheinlichkeit sehbehindert werde?

Ganz oben stand: Alte Freunde besuchen, national und international.

Nichts mehr aufschieben hieß also der Plan für 2020. Ich sah mich bereits in Israel, Canada, Dänemark, England. Auf workation irgendwo an einem guten Ort. Ironie des Schicksals, oder? Jetzt sitze ich hier seit einem Jahr fest am Rande von Nijmegen. Meine Physiotherapiesitzungen werden zu Highlights der Woche – nicht zuletzt durch meine wirklich tollen und sympathischen Physiotherapeuten Fatos und Rick. Manchmal, in dunklen Momenten, stelle ich mir kurz vor, dass Vorstadtstraßen das letzte ist, was ich noch sehe. Aber ich weiß natürlich, das dies Worst Case ist und hoffentlich nicht realistisch.

Von Bucketlist mal abgesehen: Ich fühle trotz aller Onlinetreffen meine Welt immer kleiner werden. Ich vermisse es, durch neue Eindrücke inspiriert zu werden. Sehr.

Und doch: Verbunden im Abstand

Seit es Zoom gibt, arbeite ich schon mit Zoom. Jahrelang habe ich international gearbeitet über Skype, Zoom und virtuelle Plattformen. Die meisten meiner Coachees saßen irgendwo im Ausland. Ich habe gelernt, dass es absolut möglich ist, Nähe auch virtuell herzustellen. Schnell habe ich mir kollegiale Co-Workings per Zoom gesucht. Online-Workshops besucht. Online gesungen. Online gelernt.

Natürlich ist es anders. Natürlich vermisse ich echte Umarmungen. Und doch liebe ich diese virtuelle Welt, die so viel möglich macht. Auch Nähe. Auch Verbundenheit. Ich sehe große Chancen für die SEHHELDIN, denn so viel mehr Menschen haben die Scheu vor Zoom und Online verloren und stehen Onlineangeboten nun offen gegenüber.

5. Die Sehheldin goes Business

Irgendwann im ersten Quartal kam die Entscheidung: Die SEHHELDIN soll so viel mehr als ein privater Blog werden. Aus 100 Gründen und vor Allem aus diesen:

  1. Ich kann es: Seit 2000 begleite ich Menschen zu ihren Träumen, zu einem erfüllten Arbeitsleben, zu besserer Zusammenarbeit. In jeden meiner Blogartikel fließt Wissen zu den unterschiedlichsten Persönlichkeitentwicklungsthemen ein.
    Irgendwann denke ich: Privat reicht mir nicht mehr. Ich will mehr!
  2. Einkommen: Durch die Trennung scheint es doch eine gute Idee, um wieder Einkommen zu generieren. Ich erhalte eine kleine Berufsunfähigkeitsrente, weil ich große Workshops so nicht mehr leisten kann. Diese Rente ist aber maximal ein Zubrot. Leben kann ich davon nicht.
  3. Ich will es (wieder): Im November 2016 bin ich in die Niederlande gezogen. Alles war neu. Gleichzeitig wurde meine Sicht plötzlich drastisch schlechter. Meine Seele und mein Körper riefen nach Pause. Für die SEHHELDIN hatte ich eine Vision: Online stellen, was ich gesucht und nicht gefunden habe – und gleichzeitig für mich etwas, was mich mit Freude erfüllt und Sinn stiftet.
    Anfang 2020 merke ich: Ich will wieder professionell tätig sein. Ich will wieder mit Menschen arbeiten. Und natürlich auch: Ich will eigenes Einkommen.

2020: Wachstum oder die Richtung stimmt

Tja, und dann hat mich das Leben etwas ausgebremst. ;D.

Heute denke ich: Es passt, dass ich in 2020 immer mehr von „privatem Blog“ zu „Onlinebusiness gewachsen bin, aber noch kein Produkt online stehen habe.

Ich hatte die Zeit nötig, um innerlich zu der SEHHELDIN zu wachsen, die bereit ist für den großen Sprung.

  • Mir war nicht klar, wie viel ich als Online-Unternehmerin neu lernen muss und darf. Nach 17 Jahren Trainerin und Organisationsentwicklerin in der Offline-Welt musste ich lernen: Onlinebusiness folgt völlig anderen Gesetzmäßigkeiten. Ich lerne alles neu: WordPress, Bloggen, Social Media, Newsletter. Technisches Knowhow, Vernetzung, Marketing-Wissen. Keine Ahnung hatte ich davon, wie viel Wissen nötig ist für das, was an der Oberfläche so leicht daherkommt.
  • Unterschätzt habe ich auch die Wege, die ich innerlich gehen musste in Richtung MUT. Um zu sagen: Es ist vielleicht verrückt es trotzdem zu wagen: Mit meiner schlechten Sicht, mit den wenigen Stunden, die ich effektiv arbeiten kann, mit den Fragezeichen für die Zukunft. Jetzt bin ich „da“: Ich will es wagen!
  • Zurück in die Zukunft?: Mit Mühen hatte ich mich von meinem alten professionellen Ich verabschiedet. Dieser Abschied bleibt, aber all mein Wissen, all meine Erfahrung und auch all meine Liebe dafür mit Menschen gemeinsam etwas entstehen zu lassen, die bleiben. Also: In die Zukunft! Nur nach vorne. Anders. Andere Kunden, andere Formen. Hallo neues professionelles Ich.

„Dank“ an meine SEHHELDIN-Leitwerte!

Ihr wart mir Vision, Fixstern, Ansporn, Messlatte. Ohne euch wäre ich nicht hier. Wie schön, dass ich euch gleich zu Anfang unseres Jahresprogrammes erarbeitet habe.

Eine Runde Schulterklopfen: Ich feiere mich!

Danke an diesen Jahresrückblick, der mir hilft, auch zu sehen, wie unendlich viel ich doch und trotzdem und sowieso geschafft habe.

  1. tartschuß für meinen Sehheldinnewsletter für meine VIPs. Hier gehts zur ersten Ausgabe.
    VIPs? Ja, genau. Ihr erfahrt Dinge früher als andere. Ihr bekommt extra Tipps und Informationen. Ihr seid mir ganz besonders wichtig.

    Du bist noch kein VIP? Das kannst du ganz schnell ändern ;): Hier gehts zur Anmeldung.
  2. 10 plus 3 neue Blogartikel sind online: Einige Blogartikel habe ich vollständig umformuliert, einige wieder offline genommen. So viele berührende Reaktionen habe ich erhalten, die sagen: Weiter so. (Es gibt eine sichtbare „Arm-kaputt-Lücke“ 😎, wer weiß, vielleicht wären unter Morphiumeinfluss tolle Sachen entstanden..)

    Gerade habe ich einen Blogpost vom 11. Juni 2019 vollständig neu überarbeitet, weil ich ihm mit neuem Bloggerinwissen einer kritischen Lupe unterworfen habe und auch, weil sich meine Meinung zum Thema „Akzeptanz“ verändert hat. Lies und kommentiere: „Was bedeutet „akzeptieren“ bei Sehverlust und chronischen Krankheiten?“
  3. Meine neue Über mich-Seite steht endlich.
  4. Meiner Facebookseite SEHHELDIN folgen jetzt 187 Menschen. Weil sie wertvoll finden, was ich tue. Ich freue mich.

    Am 28. August schrieb ich einen meiner erfolgreichsten Posts, den ich unbedingt noch zu einem Blogartikel verarbeiten will. Lies ihn doch mal (und am besten dann gleich „folgen“ 😉)
  5. Meine Facebookgruppe für hochgradig Kurzsichtige hat nun 123 Mitglieder. Einfach so, ganz ohne Werbung. Weil ich online den einzigen Ort bisher geschaffen habe für Austausch, Erfahrungsberichte, Ängste und Fragen. Mitglieder sind Eltern von Kindern, Menschen mit hoher Myopie und Menschen wie ich mit pathologischer Myopie. 3 Fachmenschen (Optiker, Hohe Myopiemanagement bei Kindern), die ihre Zeit und Expertise einbringen. Die Moderation dieser Gruppe kostet Zeit, natürlich, viel Zeit. Mein Herzensprojekt.
  6. Ich bin drangeblieben. Trotz allem oder gerade deswegen.

Danke! – gemeinsam sind wir stark (Verbindung)

Ein ganz großes Dank an Anette von Rollenspagat, an meine tolle Entspannt bloggen-Gruppe, an Henning Nowak – ohne euch hätte ich es nicht so gut geschafft. Danke an alle inspirierten Podcaster, Mit-Bloggerinnen und alle Menschen, die mir begegnet sind und mich berührt haben. Alexandra Cordes-Guth ist eine davon. An Menschen, die im Privaten bleiben möchten und mich unermüdlich ermutigt haben, mit meinen Ideen „die Welt zu bereichern“. Danke, Jennifer Sonntag für deine wertschätzenden Emails und Ideen. Danke, Dörte Maak, für deinen Humor und deine Ernsthaftigkeit. Und Dank an alle, die ich gerade vergessen habe. Ihr seid auch gemeint. Ein großes Dank auch an Ivan Beemster, der mir „einfach so“ immer wieder geholfen hat mit technischen Problemen.

6. Zeeland: Mehr als ein Ausflug

Seit 4 Jahren jammere ich herum. Dass ich an die See will und das nicht im Sommer. Spazierengehen dick eingemummelt. Den Wellen lauschen. Horizont. Weite. Aber da war ich die einzige. Niemand wollte mit und ich wollte nicht alleine fahren. Und blieb im Jammern hängen. Alle Abers dieser Welt blockierten mich.

Eines Tages dachte ich: Schluss, damit! Ich will dieses Jahr noch an die See. Trotzdem. Mit dem bestmöglichen Kompromiss.

Also war ich Anfang Oktober in Vlissingen (Zeeland). Weil in der Nähe eine nette Bekannte wohnt. Weil ich dort einfach mit dem Zug hinkomme. Weil ich dort auch ohne Fahrrad zurechtkomme (ich habe ja Arm). Weil es dort nette Cafes gibt. Weil ich dort ein wunderbares Bed and Breakfast gefunden habe.

Ist Vlissingen mein Traumziel? Nein, sicher nicht. Viel zu wenig Weite und Natur in Laufabstand. Aber wie froh war ich nach diesem Wochenende! Weil ich nochmal weg war. Weil es wunderbar stürmisch war und die Wellen grandios. Weil ich schöne Gespräche führte mit Miranda. Weil es in meinem Bed and Breakfast so heimelig war, dass ich mich sofort wohl und zuhause fühlte.

Und vor Allem: Weil ich gehandelt habe. Weil ich nicht auf das Perfekte gewartet habe. Weil ich mich von meinem Selbstmitleid verabschiedet habe. Weil ich realistisch eingeschätzt habe, dass ich nicht 3 Tage lang nur super happy bin und dass dies dann eben das wahre Leben ist. Weil ich trotzdem oder gerade deswegen am Meer war. Ach Quatsch, weil ich überhaupt am Meer war. :D.

7. 2021: Here I come!

Ich bin bereit zu SPRINGEN. Ich will MEHR. Und auch MEER. Wer passt da besser als Maria Bonhilla mit ihrem wunderbaren Slogan „Ich will MEER vom Leben“? Nach einem Facebook Live und einem Telefonat habe ich mich für ihre 6-monatige Mastermind-Gruppe mit dem Bonus Leuchtfeuer-Akademie angemeldet. (Zugegeben: Ein bisschen geholfen, mich zu entscheiden hat auch die Aussicht auf ein gemeinsames Workshopwochenende auf Rügen im September. 😉😎)

Ein großer Schritt für mich. Eine Investition in mich und meine Zukunft. Weil ich es mir wert bin. Weil ich in 2020 gelernt habe: Alleine geht es nicht.

Weil ich mutig, zuversichtlich und gemeinsam mein 2021 leben will. Immer getreu meiner Leitwerte. (Auch möglich, dank…s. Nr. 3 )

Trotzdem und gerade deswegen, oder?

Mein Jahresmotto für 2021?: Noch in Rohversion: Springen! Und Fliegen. Think big, oder?

Danke, dass du mit mir gereist bist. Von Herzen.

Ich bin eine Superheldin. Du auch?

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