Dies ist Teil 2 meines Artikels, in dem ich meine Erfahrungen als hochgradig kurzsichtige Jugendliche im Schwimmverein beschreibe.
Ich bin überzeugt: Schwimm- (und andere Sportlehrer*innen) können mit machbaren Ideen unglaublich viel Positives bewirken!
Meine Ziele
- Sportlehrer und Übungsleiter*innen sind sensibilisiert.
- Sie sind motiviert, kreativ zu werden und um die Ecke zu denken. Geht nicht, gibts nicht.
- Sie suchen den Austausch mit mir, mit uns.
Als erfahrene Moderatorin und Trainerin weiß ich so Einiges über allgemeine Didaktik. Hinzu kommen sehr viele Jahre reflektierter Lebenserfahrung mit Seheinschränkung. Von Sportdidaktik weiß ich jedoch nichts. Brainstormen kann ich und Ideen übertragen auch. Wer weiß, vielleicht steckt ja eine Sportdidaktikerin in mir. Beurteilt einfach selbst.
So könnte es funktionieren: Ideen für den Schwimmunterricht
- Realistisch und praktisch alle Fakten besprechen und gemeinsam Lösungen suchen: Was machst du mit der Brille? Gibt es für dich vielleicht eine Kontaktlinsen-Schwimmbrillen-Lösung? Wie findest du dich am besten zurecht? Hilft eine Art unauffälliger Buddy? Was ist schwierig? Worüber machst du dir Sorgen? Wie könnte das gelöst werden?
Wunderbare „Nebeneffekte“: Kinder fühlen sich gesehen und motiviert. Jugendliche beginnen ihre eigene Augenkrankheit anders einzuschätzen. Sie übernehmen zudem für sich mit Verantwortung. - Deutlich machen: Toll, dass du (trotzdem) schwimmen willst. (Wie groß muss deine Lust darauf sein)
- Learning-by-feeling: Anweisungen fühlen lassen: Armhaltung, Beinschlag, Atmen, Rhythmus.
Natürlich muss im Vorfeld abgeklärt werden, ob Berührung in Ordnung ist. - Learning-by-feeling finden bestimmt auch andere gut. Nicht jede ist schließlich visuell geprägt. Vielleicht können auch Fortgeschrittenere mit den Neuen üben, dann lernen sie gleich soziale Kompetenz mit. Keine „Extrawurst“, sondern gemeinsam mit allen üben.
- Doch mal herausnehmen aus der Gruppe für eine Extraeinheit. Dann so verpackt, dass es nicht peinlich ist. So verpackt, dass es sich nicht anfühlt wie „ich kann es eben nicht.“
- Das Besondere nutzen: Mal mit allen vom Beckenrand aus schwimmen oder irgendeinen Wettkampf veranstalten, bei dem der Blindfisch leichtes Spiel hat und der vermeintliche Nachteil zum Vorteil wird.
- Liebevoll unterstützt wird sich der Sprung ins Nichts bewältigen lassen. Diese Angst kann genommen werden, da bin ich sicher.
- ???
Ich war nicht vor Ort in Schwimmvereinen 2019. Wird dies heute, 2019, vielleicht alles schon so gemacht? Ist meine Geschichte Geschichte? Wie toll wäre das!
Keine Vorwürfe!
Ich gehe davon aus, dass es im Studium oder beim Übungsleiterlehrgang keine Einheit „Didaktik für hochgradig Kurzsichtige und andere Seheingeschränkte“ gibt und noch weniger gab. Vorwürfe sind wirklich nicht meine Absicht.
Liebe Sportpädagogen, liebe Schwimmlehrer*innen, was sagt ihr?
Was sind eure Ideen? Wie wird dies heute gehandhabt im Schwimm- / Sportunterricht mit kurzsichtigen Kindern?
Was ich bisher hörte ist: Kinder mit einer deutlichen Seheinschränkung werden besonders betreut. Kinder, die eine Brille tragen, eher nicht. Stimmt dies? Ich freue mich auf unseren Austausch.
Eure Anne, die SEHHELDIN