Transition (lat. „transitio“ = „Übergang“, Substantiv zu „transire“ = „hinübergehen“) bedeutet allgemein „Wandel“, „Wechsel“ oder „Umbruch“; auch Übergang von einem Zustand in einen anderen. (Wikipedia)

Im Deutschen ein sperriger Fachbegriff, dem ich zum ersten Mal als Organisationsberaterin begegnet bin. Und doch fasst er so gut, um was es geht: Es ist nicht möglich von Zustand A sofort in Zustand B überzugehen. Dies ist ein Irrglaube, ein Wunschdenken. Wie schön einfach wäre dies. Nein, dazwischen liegt eine Phase der Unsicherheit, der Ängste, der Fragen, der Traurigkeit: Die graue Phase, die uns von A nach B führt. Wie gerne würden wir alle diese Phase überspringen und wie wenig ist dies möglich.

Schmerz vermeiden bringt Schmerz

Es ist ein natürlicher Impuls von uns allen, Schmerz zu vermeiden, so auch diesen Schmerz. Zack, Haken dran an die Vergangenheit, hallo Zukunft. Schön wäre es. Unmöglich ist es. Wir müssen bewusst durch den Schmerz und durch unsere Ängste hindurch. Tun wir dies nicht, ruft unsere Seele um Hilfe oder wir haben Schwierigkeiten überhaupt etwas zu fühlen.

Der Körper weiß es besser

September 2018. Nichts geht mehr. Mein Körper sagt: Schluss jetzt, jetzt kümmerst du dich um alles, was du ignoriert und verdrängt hast.

Was für ein Quatsch, sagt mein Kopf. Du hast ein gutes Leben, stell dich doch nicht so an. Ich, die schon seit mehr als 15 Jahren Menschen durch die schwierige Phase „dazwischen“ begleite, versuche diese Phase zu überspringen.

So ein bisschen neues Leben

November 2016. Ich bin 51 und ziehe kurzentschlossen nach Nimwegen zu meinem Partner: der schönste Grund für einen Neustart. Ich vergesse dabei: Ich fange mit wirklich Allem bei null an und lasse sehr viel hinter mir. Ich singe im Chor mit meiner Umgebung nur das Lied vom Glück. Der Verlust muss schauen, wo er bleibt.

So ein bisschen schlechter sehen

April 2017. Es ist eingetreten, wovor ich seit Jahren unterschwellig Angst habe. Die nächste Stufe meines Lebens mit Seheinschränkungen. Sie fragt um eine Trauerphase. Eigentlich. Ich, die so viel darüber weiß, was die Seele in so einer Situation braucht, gehe sofort in Neujustierung und beschwindele die eigene Seele weiterhin gekonnt.
(Hier mein Artikel zur Verschlechterung:Nur eine Makuladegeneration)

Die Seele lässt das nicht mit sich machen. Mein Körper sagt: Schluss jetzt. Du lebst und tust jetzt, was du seit Jahren predigst und weißt.

Ich beschließe: Ab jetzt beginne ich bewusst zu verarbeiten. Ab jetzt nehme ich wirklich Verantwortung für mein Leben

Drei Zutaten für die Transitionsphase

1.) Ich gebe mir die Erlaubnis, keine Pläne für die Zukunft machen zu dürfen.

2.) Ich beschäftige mich mit Identität, Identität und Sprache, Heimat, Bildern über mich selbst, Bildern über ein gelungenes Leben. Auf Grundlage meines Wissens und in Gesprächen.

3) Ich trage Schicht für Schicht die vielen Umhüllungen meiner Seele ab, die verhindern, dass ich wirklich Schmerz und Trauer fühle. Dies tue ich nicht alleine, sondern mit Hilfe von Seminaren, Retreats, Therapie.

Hallo Zwischenphase, hallo Grau.

Das Schöne: Jetzt, wo ich mich dem Grau endlich stelle, ist es nicht mehr Grau, sondern bunt, facettenreich. Ich genieße auch die Reise: Wie viel darf ich entdecken, was tief in mir verborgen und vergraben lag. Wie schön ist es, zu erfahren, dass Beziehungen tiefer werden, wenn ich mich öffne.

Und irgendwie passt es ja auch zu mir: Die Lust, am Entdecken, die Freude daran, zu erforschen. Dieses Mal führt die Reise ins Innere. Ich bin gespannt, was und wer mir auf dieser Reise noch begegnen wird.

Wie gestaltest du deine Reise?

Wo stehst du in deiner Reise? Kennst du das auch, diesen Versuch, die Zwischenphase zu überspringen? Was tust du in der Zeit dazwischen? Ich freue mich, von dir zu hören.

(Bildbeschreibung: Foto einer Brücke in schwarz-weiß, Radfahrer überquert Brücke)

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